Nach mir das Leben by Kristian Gidlund

Nach mir das Leben by Kristian Gidlund

Autor:Kristian Gidlund
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2014-10-15T00:00:00+00:00


TEIL II

AUGUST 2012

Ich erwache aus einem schönen Traum

Das rote Haus stand unter einer gigantischen Eiche, und der Innenhof war von einer widerspenstigen Fliederhecke umgeben. Die Aussicht über die Wiesen war wie aus einem Märchen. Weit hinten konnte ich die Berge sich erheben sehen. Ich erkannte, dass ich in Dalarna war.

Im Garten scharrten die Hühner neben dem Hund und den beiden Böcken Bruse aus der Sage. Meine Tochter war ungefähr vier Jahre alt und doppelt so mutig wie ich. Sie war das Großartigste, was ich je gesehen habe. Mein Sohn war nur ein knappes Jahr alt, lag meist still da, schien aber äußerst zufrieden mit dem Leben. Auch meine Liebe ging dort im Garten spazieren. Wir lächelten einander zu.

Noch nie war ich so ruhig. So zufrieden. Ich hatte mein Zuhause gefunden.

Bei einem wild gewachsenen Busch stand ein rostiger, alter Amischlitten, den wir an den Wochenenden anwarfen, um irgendwo ein Eis zu essen. Es war eine echte Rostlaube, die nur manchmal überhaupt ansprang.

Wir mochten es sehr.

Das Haus war klein. Wir lebten eng beieinander. Überall Dinge. Im Winter fuhr der Wind mitten durchs Wohnzimmer, aber an diesem Sommertag war das Leben einfach magisch.

Als ich vor drei Tagen in der Notaufnahme aufwachte, war es, als würde ich aus einem schönen Traum erwachen. Aus diesem Traum, der auf seltsame Weise zum Greifen nah schien, obwohl alles, was ich jüngst geschrieben habe, schon weit entfernt ist. Während der letzten beiden Wochen habe ich nicht essen können. Ich konnte nicht richtig schlucken. Mein Körper wurde rasch immer schwächer, und ich bewegte mich wie betrunken. Irgendetwas war nicht in Ordnung.

Jetzt ist die Antwort da.

Der Krebs ist zurückgekommen.

Ich bin aus einem schönen Traum erwacht. Der Traum, den ich träumte, ist verschwunden. Das Leben, das ich lebte, hat sich mit einem Mal in einen Alptraum verwandelt. Erneut. Und sosehr ich es auch versuche, kann ich mich doch nicht aus dieser Wirklichkeit wegschlafen.



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